SCHWEIZERISCHER VERBAND DER KONSUMENTENVEREINE
ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCH-DYNAMISCHEN LANDWIRTSCHAFT
UND ASSOZIATIVER WIRTSCHAFTSORDNUNG
Die Volkswirtschaft glaubt noch heute daran, dass das Angebot und die Nachfrage den Preis automatisch reguliert. Betrachtet man die Sache aber etwas genauer, so merkt man schnell, dass die Begriffe brüchig sind.
«Wollen wir uns ordentliche Begriffe bilden, so können und so müssen diese Begriffe beweglich sein gegenüber dem Leben. Wir müssen einen solchen Begriff haben können, ihn gewissermassen von Wirklichkeitsgebiet zu Wirklichkeitsgebiet tragen können, und er muss sich verändern; aber der Begriff darf nicht so sein, dass er sich selbst in die Luft sprengt. Und der Begriff von Angebot ebenso wie der von Nachfrage sprengt sich in die Luft. Denn nehmen wir an, irgendetwas ist ein Angebot: Es ist ein Angebot, wenn einer auf den Markt Waren bringt und sie für einen gewissen Preis ausbietet. Das ist ein Angebot. Das kann jeder behaupten. Ich behaupte aber: Nein, das ist eine Nachfrage. – Wenn jemand Waren auf den Markt bringt und sie verkaufen will, so ist das bei ihm eine Nachfrage nach Geld. Es ist nämlich, sobald man nicht weiter eingeht auf den volkswirtschaftlichen Zusammenhang, gar kein Unterschied, ob ich Angebot habe in Waren und Nachfrage in Geld, oder ob ich im groben Sinn mit der Nachfrage komme. Wenn ich Nachfrage entwickeln will, so brauche ich Angebot in Geld.» (Rudolf Steiner)
Adam Smith hat seine Gleichung, der Preis entsteht aus Angebot und Nachfrage, für die gesamte Volkswirtschaft gemacht. Das kann so aber nicht stimmen. Diese Formel gilt nur für den Handel.
Produzenten fragen nach Geld nach und haben ein Angebot an Waren.
Konsumenten fragen nach Waren nach und haben ein Angebot an Geld.
Angebot in Waren | = | Nachfrage an Geld |
Angebot in Geld | = | Nachfrage in Waren |
«Das sind volkswirtschaftliche Realitäten. Denn es kann sich der volkswirtschaftliche Prozess, insofern er Tausch oder Handel ist, gar nicht anders vollziehen, als dass sowohl beim Käufer wie beim Verkäufer ein Angebot und zugleich eine Nachfrage da ist; denn dasjenige, was der Käufer hat als sein Geldangebot, das muss auch erst hinter seinem Rücken oder hinter dem Rücken der Nachfrage im volkswirtschaftlichen Prozess entwickelt werden, genauso wie die Ware entwickelt werden muss, die als Angebot auftritt.»
Alle Zitate von Rudolf Steiner aus «Nationalökonomischer Kurs», 14 Vorträge, gehalten in Dornach vom 24.7. bis 6.8.1922 für Studenten der Nationalökonomie. Rudolf Steiner Verlag, Dornach. ISBN 3-7274-3400-7 (Leinen) / 3-7274-3401-5 (Karton)