SCHWEIZERISCHER VERBAND DER KONSUMENTENVEREINE
ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCH-DYNAMISCHEN LANDWIRTSCHAFT
UND ASSOZIATIVER WIRTSCHAFTSORDNUNG
Im Jahr 2020 feierte der Schweizerische Konsumenten Verband sein 65-jähriges Jubiläum. Damit ist er die älteste Konsumentenvereinigung in der Schweiz. Im Verband sind regionale Konsumentenvereine (in Bern, Basel, Aargau, Zürich und Winterthur/Schaffhausen), aber auch Einzelmitglieder und Gönner zusammengeschlossen.
Nachfolgend einige Berichte aus unserer Tätigkeit:
Verständnis für den biodynamischen Landbau fördern
Am Anfang galt es bei den Konsumenten Verständnis und Vertrauen in die biodynamische Landwirtschaft und deren Demeter-Produkte zu wecken. Dies geschah durch Vorträge und Hofbesichtigungen. Praktisch war es aber oft notwendig, den Verkauf von Demeter-Produkten direkt durch die Konsumentenvereine zu organisieren und momentane Überschüsse zu verteilen, einzulagern oder zu konservieren. Es musste der dazumal fehlende Handel ersetzt werden, um zur Verbesserung der Ertragslage der biodynamischen Bauern beizutragen. So konnte sich der Verkauf ab Hof entwickeln, ohne dass eine Zuflucht zur intensiven Spezialisierung, z.B. in Form von Massentierhaltung, genommen werden musste. Die Bemühungen der Bauern fanden durch das Verständnis der Konsumenten Anerkennung, was sich in Entschuldungsaktionen mittels langfristiger zinsfreier Darlehen und in der Entrichtung angemessener Preise ausdrückte.
DOK-Versuch
Heute ist das Verständnis für die biodynamische Landwirtschaft und das Bedürfnis nach gesunden Lebensmitteln weit verbreitet. Dazu haben auch wissenschaftliche Untersuchungen beigetragen. Um dies zu erreichen, musste aber zuerst der Boden zur wissenschaftlichen Arbeit geschaffen werden. Auch da hat der Konsumenten Verband Pionierarbeit für die Bioszene geleistet. Dr. Michael Rist – langjähriger Präsident des Konsumentenvereins Zürich – war auch einer von sieben Persönlichkeiten, die am 1. Februar 1973 die «Schweizerische Stiftung zur Förderung des biologischen Landbaus», die Trägerin des FiBL, gründeten. Durch die Arbeit des FIBL erlangte der biologische Landbau erstmals weltweite Anerkennung und konnte so Verbreitung finden.
Ein wesentliches Projekt des FiBL ist der seit 1972 laufende DOK-Versuch. Es handelt sich um einen umfangreichen wissenschaftlichen Vergleich zwischen den biologischen Anbaumethoden dynamisch (D) und organisch (O) und dem konventionellen (K) Landbau (DOK) über eine dreimal siebenjährige Fruchtfolge. Der DOK-Versuch zeigte, dass «der biologisch-dynamische Landbau sehr effizient ist, bezüglich: Input/Output (Energie, Nährstoffe), Erhaltung und Förderung der Bodendiversität (Biomasse/Bodenstruktur) und Humusbildung.» (U. Niggli, 1995). Die Qualitätsuntersuchungen zeigen weiter, dass biodynamisch erzeugte Produkte als «vitaler, differenzierter und arttypischer gegenüber den anderen Anbaumethoden einzustufen sind.» (U. Balzer-Graf, 1995).
Schriftenreihe
Seit den 80er Jahren setzte der Konsumenten Verband auf die Konsumenteninformation. So entstand eine umfangreiche Schriftenreihe zu den Themen Landwirtschaft, Ernährung und assoziativen Wirtschaften (ein partnerschaftliches Wirtschaften das den Konkurrenzkampf und den Wachstumszwang in der Wirtschaft überwindet). Mit dem Beginn des Internet-Zeitalters wurde eine eigene Plattform mit News und Hintergrundberichten www.konsumentenverband.ch geschaffen, wo die Konsumenteninformation noch stärker ausgebaut wurde.
Partner von Demeter Schweiz
Eine praktische Tätigkeit einer assoziativen Wirtschaft ist die Partnerschaft mit Demeter. Der Konsumenten Verband ist von Anfang an im achtköpfigen Vorstand vertreten. Als Eigentümer und Verwalter des Demeter-Zeichens ist der Schweizerische Demeter Verband ein Zusammenschluss (eine Assoziation) aller Beteiligten in der Wirtschaft von der Produktion über die Verarbeitung und den Handel bis zum Konsum. Mehr Info
Partner von SAG Schweizer Allianz Gentechfrei
Um uns aktiv für eine gentechfreie Landwirtschaft einzusetzen, ist der Konsumenten Verband seit Juli 2016 Mitglied bei der SAG Schweizer Allianz Gentechfrei. Mehr Info
Mitverantwortung für eine gerechtere Welt wahrnehmen
Seit je her wurden schweizweit immer wieder Einzel-Vorträge zu Ernährungsfragen, biodynamischer Landbau oder Sozialökonomie gehalten. 2004, 2010 und 2018 organisierte der Konsumenten Verband grössere nationale Konsumenten-Kongresse. U.a. mit dem alternativen Nobelpreisträger Dr. Ibrahim Abouleish (1937 - 2017), Prof. Dr. Christoph Strawe, Udo Herrmannstorfer, Patrick Hohmann (Remei AG), Dr. oec. Ulrich Thielemann, Matthias Wiesmann, Ueli Hurter (Demeter-Landwirt), Marc Desaules (L'Aubier Mitbegründer) und weitere.
Zum Bericht über den 1. Konsumenten-Kongress 2004
Zum Bericht über den 3. Konsumenten-Kongress 2018
Ziel des Konsumenten Verbandes ist es durch Bildung auf die Pflichten der Konsumenten in der Wirtschaft hinzuweisen. Das unterscheidet den Konsumenten Verband wesentlich von all den anderen Konsumentenorganisationen, die sich für die Rechte der Konsumenten einsetzen. Doch wo Rechte sind, sind auch Pflichten! Das heisst, dass wir Konsumenten als Auftraggeber der Wirtschaft Mitverantwortung für die zukünftige Wirtschaft tragen. Und diese gilt es durch Konsumenten-Bildung bewusst zu machen. So bringt der Konsumenten Verband seit 2013 regelmässig Bildungshefte heraus.
Demeter Produkte des Monats
2006/07 hat der Konsumenten-Verband sechs Demeter-Produkte auf Ernährungsqualität, ökologische Kriterien, soziale Aspekte und assoziatives Wirtschaften geprüft und ausgezeichnet. Die Dokumentationen können Sie hier herunterladen.
Förderung einer gentechfreien Landwirtschaft
Um uns aktiv für eine gentechfreie Landwirtschaft einzusetzen, ist der Konsumenten Verband seit Juli 2016 Mitglied bei der SAG Schweizer Allianz Gentechfrei.
Die Problematik der Gentechnik in Landwirtschaft, Nahrungsmittelproduktion und Medizin hat zu einer breiten gesellschaftlichen Kritik geführt. Die Gentechnik verspricht gewaltige Fortschritte, weckt kühne Hoffnungen. Sie hat seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts die moderne Biologie, Medizin, Pharmazie, Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie mit enormen Verheissungen tiefgreifend beeinflusst und ist damit insbesondere auch für unser soziales Leben prägend geworden. Dennoch empfinden viele Menschen heute noch ein tiefes primäres Misstrauen dieser neuen «Biotechnologie» gegenüber: man spürt, dass etwas irgendwie Bedrohliches passiert, erliegt aber dennoch dem intellektuellen Verstandeswissen, welches die Gentechnik durch reale oder vermeintliche Erfolge zu legitimieren scheint. Herz und Kopf gehen getrennte Wege, damit sind die Hände gebunden, wir sind handlungsunfähig. Das lässt sich in der Ohnmacht der ethischen Diskussion deutlich erleben. Übersehen wird dabei, dass gerade die seriöse moderne Genetik die Gentechnik längst in Frage gestellt hat.
Nachfolgender Text von Dr. Michael Rist zeigt auf, dass Gene selbst nicht aktiv sind, sondern nur Zuchtbedingungen darstellen. Es braucht immer eine «Art» (Pflanzenart, Tierart) die dann das Leben mit den entsprechenden Bedingungen die sie bekommt, gestaltet. Um biologische (lebendige) Vielfalt zu erhalten, die dann wiederum andere Arten (Tiere, Menschen) mit lebensfähigen Kräften ernähren können, braucht es lebendige (biologische) Bedingungen. Aus diesem Grunde ist in der biologischen und biodynamischen Landwirtschaft jegliche Genmanipulation in jeder Form gänzlich verboten.
Gene sind nicht aktiv, sondern nur Zuchtbedingung
Die Biologen ringen seit über hundert Jahren um die Frage: Was ist Leben? Aufgrund der gewaltigen Erfolge von Physik und Chemie, die sich auch in unserer erdumspannenden Technik darstellen, lag zunächst der Versuch nahe, das biologische Geschehen auf physikalisch-chemische Vorgänge zurückzuführen. Aber selbst die Entdeckung der Ribonukleinsäure (RNS) und die Isolierung der Gene konnten das Rätsel des Lebens nicht lösen. Jedoch gerade die Implantation von Fremdgenen zeigte, dass dadurch im natürlichen Organismus die verschiedensten Missbildungen entstanden und dass die Gene selbst durch eine andere Instanz aktiviert bzw. inaktiviert werden. Nun zeigt die Verhaltensforschung, als neuer Zweig der Biologie, wie ein Organismus umso besser gedeiht, je artgemässer seine Umwelt ist d.h. seine Haltungs-, Ernährungs- und Zuchtbedingungen sind. Daraus wird klar, dass die Akteure im biologischen Geschehen die Arten der entsprechenden Tiere und Pflanzen sind, die sowohl die Gestaltbildung als auch den Stoffwechsel bewerkstelligen. Auch die Gene sind deshalb nicht Akteure, sondern nur Zuchtbedingungen, die möglichst artgemäss sein müssen, damit die Art selbst einen lebensfähigen und gesunden Organismus aufbauen und gestalten kann. Die Biologen sprachen deshalb von: Selbstaufbau, Selbsterhalt und Selbstregeneration, wobei aber das «Selbst» die Art ist.
Um dies zu begreifen, ist es allerdings notwendig einzusehen, dass die Stoffe nicht geistlos sind, wie gemeinhin angenommen wird. Vielmehr wird – wie die Erkenntniswissenschaft Rudolf Steiners nachvollziehbar aufzeigt – im Denken die Geistigkeit der Stoffeswelt erfasst, mit der die geistige Potenz der Arten die Organismen, ihren Stoffwechselvorgänge und Gestaltbildungen auf- und umbauen, also im Fliessgleichgewicht halten. Dr. Michael Rist, 2003