Bericht vom 1. Konsumenten-Kongress vom 23. - 25. Januar 2004:
Vom WEF (Davos) zum Herzberg und zurück

Preisübergabe durch Dr. Rainer Bächi (1948 - 2010) an Dr. Ibrahim Abouleish (1937 - 2017). Rechts im Bild die damalige Sekretärin SEKEM Europa Christina Boecker.
2004 veranstaltete der Konsumenten Verband einen 1. Konsumenten-Kongress unter dem Thema «Faire Wirtschaft für alle». Dabei verlieh der Konsumenten-Verband an Ibrahim Abouleish – der im Dezember 03 mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnete Initiator von SEKEM in Aegypten – den «Sonderpreis 2004 für höchste Sozialkompetenz».
SEKEM Ägypten:
Heute ist SEKEM - «die Lebenskraft der Sonne» - eine fruchtbare Oase in der Wüste nordöstlich von Kairo. Mehr als 2000 Menschen arbeiten dort und bekommen neben Arbeit, sicherem Einkommen und Altersversorgung auch Schulung, Berufsbildung, medizinische Betreuung und Kultur. 1977 zog der Pharmakologe Dr. Ibrahim Abouleish mit seiner Familie nach 21 Jahren in Oesterreich in die Wüste – und sorgte mit Initiative und Beharrlichkeit, Menschenführung und unternehmerischem Geschick für den Aufbau und Aufschwung eines beispiellosen Projekts, das heute eine Holding ist mit sieben Firmen umfasst. 2004 wird die SEKEM-Akademie zur Universität erweitert. Wasser aus hundert Metern Tiefe und ein konsequent biologisch-dynamischer Landbau haben in SEKEM aus Wüste einen menschlich und wirtschaftlich blühenden Garten gemacht.
KonsumentInnen gestalten die Wirtschaft mit:
„Wir können die Welt nicht neu erfinden, aber verändern“. Das ermutigende Beispiel SEKEM illustrierte am Sonntag, 25. Januar, das Tagungsfazit von Unternehmensberater Udo Herrmannstorfer,Dornach. Die zeitweise hundert Tagungsteilnehmenden nahm er mit vom «Erwachen der KonsumentInnen für ihre Verantwortung» zu ihrer «neuen Rolle als Vertragspartner», die mit Produzenten und Handel Ausgleich und Fairness suchen müssen: «Die Endverbraucher dürfen sich nicht einfach als Opfer wirtschaftlicher Entwicklungen beklagen, sondern müssen sich auch als Verursacher ökonomischen Tuns begreifen und dann verantwortungsvoll handeln». Statt Profitmaximierung für die Produzierenden und «das Billigste» für die Verbrauchenden gehe es um ein «sich vertragen», das für alle Beteiligten ein Optimum anstrebt.
Assoziatives Wirtschaften: wie und wo?:
Neben der biologisch-dynamischen Landwirtschaft wollen die Demeter KonsumentInnen auch die assoziative Wirtschaftsordnung fördern. Wie und wo diese auf durchaus lebensfähigen Inseln bereits heute kultiviert wird, zeigten auf dem Herzberger «Marktplatz» Verantwortliche des Demeter Verbandes, der WELEDA und der IMO Bio-Zertifizierung sowie die Biopartner von Seon. Das Fair Trade Label «Max Havelaar» spiegelt mit seinem enormen Wachstum das Bedürfnis vieler Menschen, sowohl umwelt- wie sozialverträglich zu geniessen - und die Bereitschaft, sich das auch etwas kosten zu lassen. Neue Formen des Umgangs mit Geld und Profit machen die Freie Gemeinschaftsbank BCL in Basel und das Berner Projekt CoOpera vor, das eine alternative Pensionkasse sowie eine Beteiligungs-, Immobilien- und Leasinggesellschaft umfasst.
Mit solchen Ansätzen soll und kann die Wirtschaft wieder «zu einer wahren Schule des Lebens werden, in der wir üben, immer geistreicher und sozialer mit unseren Mitmenschen und der übrigen Umwelt umzugehen», so Michael Rist, der an der ETH landwirtschaftliches Bauwesen und artgemässe Nutztierhaltung doziert hat und zu den Gründern des FiBL zählt.
Ursa Krattiger, mas